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Gruß aus der Sahara

Gestern konnte man ein eher seltenes Ereignis in unseren Breiten beobachten. Gefärbt von Saharastaub zeigte sich die Neuschneedecke am Sonntagmorgen stellenweise orange-gelblich gefärbt. Nach dem Schmelzen war der Unterschied zu normalem Leitungswasser gegen den weißen Hintergrund noch deutlicher erkennen. Nach einiger Zeit der “Goldwäsche” wurde das Sediment noch besser sichtbar, wie auf folgendem Foto zu sehen ist.

Jetzt ist natürlich es praktisch, wenn man eigene Partikelzähler im Feld betreibt. Also schaute ich mir deren PM-Verläufe der zurückliegenden Stunden und Tage an. Nachfolgend sind die PM10-, PM2.5- und PM1-Konzentrationen dargestellt, welche mit einigen unserer eigenen Stationen in Sachsen und Brandenburg gemessen wurden. Die hier gezeigten Stationen liegen ca. 140 km voneinander entfernt, eine lokale Ursache für diesen zeitlich um ca. 1h versetzen PM-Peak erscheint daher wenig wahrscheinlich. Könnte das der Saharastaub sein?

Die Ergebnisse mussten in einen etwas größeren Zusammenhang gestellt werden, weitere Messwerte waren gefragt. Dank des Tools www.opensensorweb.de der PIKOBYTES GmbH ist die Datenrecherche mehr als einfach und man hat mit ein paar Klicks synchronisierte Zeitreihen verschiedenster Orte und Parameter verfügbar.

Die Grafiken wurden direkt aus dem OPENSENSORWEB übernommen und zeigen die PM10-Veräufe einiger europäischer Messstationen beginnend an der spanischen Mittelmehrküste in Tarragona bis in die heimische Niederlausitz in nordöstlicher Richtung.

Das Staubereignis ist anfangs in recht scharfen Peaks deutlich sichtbar. Die Amplitude wandert von der Vormittagszeit des 06. Februar 2021 (südlich der Pyrenäen) langsam in Richtung zweite Tageshälfte. In Andorra werden zeitweise extreme Konzentrationen gemessen. In den Alpen wird das Maximum erst in der Nacht zum Sonntag erreicht. Ingesamt scheinen insbesondere höher gelegene Stationen größere PM10-Konzentrationen gemessen zu haben.

Den letzten ausgeprägten Peak beobachtet man an der Station Schauinsland im südlichen Schwarzwald sowie in Freiburg. Weiter nordöstlich sind kaum noch signifikante Erhöhungen der Feinstaubkonzentration feststellbar.

Dennoch zeigt die ERGO-Station (Fig. 8) einen Peak in den frühen Morgenstunden des 07.02.2021 und fällt damit ziemlich genau mit dem Blutschneephänomen vom Anfang zusammen. Im 15-Minutenmittel (großes Bild oben) zeigen insbesondere die PM10-Konzentrationen einen deutlichen Anstieg, welcher an der westlichen Station (südlich von Leipzig) ca. 2 h vor der Lausitzer Station zu beobachten ist. Dass das Aerosol ziemlich große Partikel aufweist, war bereits im Sediment des geschmolzenen Schnees erkennbar.

Ob wir an den hiesigen Stationen wirklich Saharastaub mit dem Spektrometer gesehen bleibt letztlich offen. Interessant war das kleine Experiment aber allemal.